Diesen Sommer hatte ich die Möglichkeit fast 3 Monate in einer der wohl schönsten und beeindruckendsten Städte Europas zu verbringen – in Sankt-Petersburg (Russland).

Bereits während eines Schüleraustausches konnte ich erste Eindrücke dieser historischen Stadt gewinnen, die 1703 von Peter I. nach seiner Rückkehr aus Amsterdam gegründet wurde und besonders in der Architektur viele europäische Einflüsse aufweist. Bei meinem zweiten Besuch habe ich alles noch bewusster erlebt und konnte einen vielschichtigeren Eindruck von der Stadt und deren Menschen bekommen.

Der Grund meiner Reise war ein Praktikum im Rahmen meines Psychologiestudiums, das ich Dank der Unterstützung des Fremdsprachen – und Medienzentrums (FMZ) Universität Greifswald und Dr. E. Koudrjavtseva bei einer Schulpsychologin an einem Petersburger Gymnasium durchführen konnte.

In dieser Zeit lernte ich viel Neues kennen. Mich hat sehr beeindruckt, dass die Psychologen dort keine Mysterien hinter verschlossenen Türen darstellen, sondern sich ganz natürlich in den Schulalltag einbringen und den Kindern und Jugendlichen so tatkräftig zur Seite stehen. Beispielsweise wird den Fünftklässlern,  für die dies die erste Klassenstufe auf dem Gymnasium ist, spielerisch geholfen sich kennen zu lernen und über eigene Emotionen auszutauschen.

In den höheren Klassenstufen gibt es dann regelmäßig Vorbereitungen auf die spätere Berufswahl. Aus meiner Sicht hat dies eine sehr große praktische Relevanz für den persönlichen Weg, der sich nach der Schule anschließt. Die Schulpsychologin kümmert sich neben Schlichtungen von Streitereien, Schulungen der Lehrer und Eltern auch um das individuelle Wohl der Schüler. Wenn jemand eine sehr geringe Motivation aufweist in die Schule zu gehen oder spezifische Probleme im Schulalltag hat, wie beispielsweise das freie Sprechen vor der Klasse, hilft die Psychologin diese Schwierigkeiten zu überwinden. Das Engagement  der Psychologin sowie die große Vielfalt der von ihr geleiteten und initiierten Projekte für die Schüler und Eltern haben mich sehr beeindruckt.

Als ebenso positiv empfand ich, dass die Schüler eine sehr präsente Unterstützung im Schulalltag erhalten und auch genau wissen, an wen sie sich wenden können, wenn sie Probleme haben. Meiner Ansicht nach wäre dies auch an deutschen Schulen eine große Bereicherung.

Neben dem Praktikum blieb natürlich auch noch genügend Zeit, um St. Petersburg als Stadt kennen und lieben zu lernen. Gerne denke ich noch jetzt an die Spaziergänge im Sonnenschein an der breiten, glitzernden Neva zurück. Die warmen Pastell- und Gelbtöne der prunkvollen Bauten machen den ganz besonderen Charme der Stadt aus. Egal wohin man sich im Zentrum dreht, offenbaren sich immer neue Schönheiten in Form von Kirchen mit bunten Türmchen, blitzenden Goldkuppeln oder imposanten Palästen. Durch diese fühlte ich mich oftmals in alte Zaren – Zeiten zurück versetzt.

Genauso in Erinnerung geblieben sind mir die zahlreichen Besuche im Ermitage, wo unzählige eindrucksvolle Kunstschätze zu bewundern sind.

Sowohl in der Stadt, als auch außerhalb, gibt es so viel zu entdecken und zu bestaunen, dass eine einzige Reise nicht ausreicht. Aus diesem Grund und weil mich die Atmosphäre der Stadt so beeindruckt hat, war dies bestimmt nicht mein letzter Aufenthalt dort.

Die zahlreichen Möglichkeiten, die uns offen stehen, ins Ausland zu reisen und in der Fremde andere Menschen, Lebensarten und Denkweisen kennen zu lernen, empfinde ich als große Horizonterweiterung.

Ich kann nur jeden bestärken, der den Wunsch in sich trägt, die Ferne zu entdecken, um neue Erfahrungen zu sammeln. Dadurch können sich viele Türen zu unbekannten Welten eröffnen, was eine große Inspiration für das eigene Leben sein kann.

Wohin eure Reise auch geht – alles Gute!

Sophia Wuttke